Leichtathletik-DM: Alina Ammann will auch in der Halle glänzen
Nach ihrem Deutschen Meistertitel über 800 Meter im Freien will Alina Ammann jetzt auch bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig vorne angreifen. In der Vergangenheit wurde sie oft von Verletzungen ausgebremst.
Montag: Sprint und Technik
Dienstag: Kraft
Mittwoch: Tempoläufe
Donnerstag: Intervalltraining
Freitag: Kraft
Samstag: Bergaufläufe
Sonntag: Frei
Sechs Tage Training, einen Tag Verschnaufpause. Eine durchschnittliche Woche im Leben von Alina Ammann, 26, Läuferin aus Tornesch (Kreis Pinneberg), die für den TuS Esingen an den Start geht. "Ich will immer meine Grenzen austesten und verschieben", sagt sie. "Genau das macht den Reiz für mich aus."
Am einem Donnerstagabend steht die Sportlerin, die zusätzlich zu ihrer Läuferkarriere Psychologie studiert und im vergangenen Jahr zu Schleswig-Holsteins Sportlerin des Jahres gewählt wurde, in einer Sporthalle in Hamburg. Sie stemmt Gewichte und macht Dehnübungen. Heute weicht sie von der wöchentlichen Routine ab, denn es ist ihr Abschlusstraining vor dem großen Wettkampf in Leipzig: den Deutschen Hallenmeisterschaften. Ihre Disziplin: der 800-Meter-Lauf.
Sie lief Bestzeit und wurde Deutsche Meisterin
Am Sonnabend qualifizierte sich Alina Ammann für das Finale in Leipzig. "Dort ist alles möglich", sagt sie. Dass sie vorne mitlaufen kann, hat sie im letzten Jahr immer wieder unter Beweis gestellt. Zuletzt Anfang Februar beim Hallenmeeting in Erfurt, als sie den 32 Jahre alten schleswig-holsteinischen Hallen-Landesrekord verbessern konnte. Der steht nun bei 2:04,11 Minuten.
Oder im vergangenen Sommer bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel: In einem sensationellen Rennen wurde sie, die Außenseiterin, Erste und lief ihre persönliche Bestzeit: 2 Minuten, 1 Sekunde und 42 Hundertstel.
"Einfach irre war das", sagt Michael Ammann über den Meisterlauf in Kassel. Er ist Alinas Vater - und seit rund zehn Jahren ihr Trainer. Als Kind hängte sie ihn beim Joggen ab, später gewann sie den Tornescher Stadtlauf. Der Startschuss ihrer Leichtathletikkarriere.
Beckenprobleme, Schienbeinschmerzen, Drüsenfieber
Ihm sei wichtig, betont Michael Ammann, seine Tochter zu unterstützen, ohne sich aufzudrängen oder den Ton vorzugeben: "Ich möchte niemals den ehrgeizigen Vater mimen. Das wäre mir todpeinlich." Dass Alina es beim Wettbewerb in Leipzig ins Finale schafft, hält er für realistisch.
Dabei ist es keine Selbstverständlichkeit, dass sie nun als Medaillenhoffnung gilt. Immer wieder warfen Verletzungen und Infektionen die Läuferin aus der Bahn: Beckenprobleme, Schienbeinschmerzen, Pfeiffersches Drüsenfieber. Oft konnte sie nicht nach Plan trainieren.
Ziel: Die Zwei-Minuten-Marke knacken
"Ich habe mich schon gefragt: Wieso kann ich die Belastung nicht so wegstecken?", erzählt Ammann über diese belastende Zeit. "Wieso bin ich so verletzungsanfällig? Woher kommt das? Liegt das daran, dass ich zu viel mache, zu viel Stress habe?"
Sie liegt auf einer Liege in einer Physiotherapiepraxis im Hamburger Norden, zweimal pro Woche kommt sie mittlerweile hierher. Eine Therapeutin knetet ihr den Rücken. "Seitdem ich mich hier behandeln lasse, ist es viel besser geworden. Ich fühle mich ziemlich stark", sagt Ammann.
Ihr Ziel für dieses Jahr: Die magische Zwei-Minuten-Marke auf der 800-Meter-Strecke zu unterbieten. Das sei zwar anspruchsvoll, aber möglich. Ebenso wie ein Platz auf dem Podium bei den anstehenden Hallenmeisterschaften: "Ich gehe immer mit dem Mindset in ein Rennen, dass ich es gewinnen will", sagt Alina Ammann. Und sollte es mit der Zwei-Minuten-Marke klappen, wäre sie außerdem nah dran an der Norm für die Olympischen Spiele in Paris in diesem Sommer: Die liegt bei 1:59,30 min.
Am Sonntag (18. Februar) konnte Alina Ammann über 800 Meter bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig die Goldmedaille gewinnen. In der letzten Kurve setzte die 26-jährige zum Endspurt an, zog an ihren Konkurrentinnen vorbei und gewann am Ende vor Christina Hering aus München mit 2:07.87 Minuten. Dahinter folgte Tanja Spill vom LAV Uerdingen/Dormagen mit 2:07.90 Minuten auf Platz drei.